KARIN KNEFFEL

Karin Kneffel (*1957 in Marl) lebt und arbeitet in Düsseldorf. 1977–81 Studium der Germanistik und Philosophie. 1981-87 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Johannes Brus, Norbert Tadeusz und Gerhard Richter. 1994 Lingener Kunstpreis. Professur an der Hochschule für Künste Bremen und an der Akademie der Bildenden Künste München. Zahlreiche Ausstellungen wie beispielsweise im Haus Esters, Krefeld und in der Kunsthalle Tübingen.

Zwischen Wirklichkeitsnähe und verführerischem Illusionismus

»In der Kunst geht es um das Erzeugen eines Zweifels, um etwas, was man selber noch nicht ganz verstanden hat.« ⸺ Karin Kneffel

Als Großfotografie und Medienkunst zu den Lieblingen des Kunstbetriebs avancierten und das Ende der Malerei prophezeit wurde, begann Karin Kneffel (*1957 in Marl) mit Leinwand, Pinsel und Farbe zu arbeiten und hält unbeirrt Kurs.

Wider alle Meinungen gab und gibt es für Kneffel kein Genre oder Sujet, das man nicht malen könnte. Dem Skeptizismus gegenüber klassischen, angeblich ausgereizten, gefälligen Themen, setzt die Künstlerin, die einmal Meisterschülerin von Gerhard Richter war, Landschaften, Tierbilder, Stillleben, Früchte und Interieurs entgegen. Doch nichts von allem wiederholt, was man schon kennt. Ihre meisterliche und betörende Bildsprache, changiert zwischen haptischer Präsenz, Wirklichkeitsnähe und verführerischem Illusionismus.

Karin Kneffels Bilder geben sich realistisch und doch, bei näherem Hinsehen, schwindet die Gewissheit und dem Betrachter wird geradezu der Boden unter den Füßen weggezogen. Kneffels subtile Verfremdungstaktik geht auf: Dem suggestiven Sog, der von der hyperrealistischen Darstellungsweise ausgeht, folgt eine unverkennbare Aufforderung, dem Abbildcharakter zu misstrauen. Es sind vor allem die extremen Ausschnitte, die akribische Detailgenauigkeit, und die jähen Verbindungen zwischen Nah- und Fernsicht sowie die faszinierenden Spiegelungen, die, neben den lustvoll differenzierten Texturen und Farben, dazu auffordern die gezeigte Wirklichkeit zu befragen und die Kneffels Konzeptualität auf den zweiten Blick frei geben. Perspektiven werden gebrochen, Spiegelungen entwickeln ein Eigenleben. »In der Kunst«, so hat Kneffel einmal bemerkt, »geht es um das Erzeugen eines Zweifels, um etwas, was man selber noch nicht ganz verstanden hat. Das ist mein Antrieb. Kunstwerke erzeugen einen Haltegriff, der im Moment des Zugreifens verschwindet«.

veröffentlicht am 2.8.2010 – Caroline Schilling
Veröffentlicht am: 02.08.2010