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EDVARD MUNCH
Vom norwegischen Naturalisten zum europäischen Expressionisten
Am 12. Dezember 1863 wurde Edvard Munch als Sohn des religiösen Militärarztes Christian Munch und dessen Frau Laura (geb. Bjølstad) im norwegischen Løten geboren. Er wuchs in der norwegischen Hauptstadt Oslo (damals noch Kristiania genannt) auf. Die Mutter starb schon wenige Jahre nach Edvard Munchs Geburt an Tuberkulose.
Schon früh notierte Munch: »Ich habe mich entschieden, Maler zu werden.«.
Doch zuerst wog der Wunsch des Vaters schwerer und Munch begann 1881 ein Ingenieurstudium, welches er nach einem Jahr abbrach, um eine künstlerische Ausbildung an der Zeichenschule in Kristiania zu beginnen. Er mietete mit sechs anderen Künstlern ein Atelier, um dort seine künstlerischen Studien fortzusetzen.
Edvard Munch: Hopfenblüte. Kortspelerska
Thielska Galleriet - Public Domain, 1902
Bohemian
Im Jahre 1884 schloss sich Edvard Munch dem Kreis der »Kristiania-Bohème« an. Diese Gruppe stand für die Auflehnung gegen die bürgerliche Gesellschaft und deren Moral und setzte sich für soziale Gleichheit und sexuelle Freiheit ein. 1885 hielt sich Munch zum ersten Mal zu Studienzwecken in Paris auf. Er begann die Arbeit an seinem Werk »Das kranke Kind«, welches als radikaler Bruch mit dem Realismus beschrieben wird. Es entstehen die ersten Kompositionen zu weitern Bildern (»Pubertät«, »Der Tag danach«).
Die erstmalige Ausstellung von »Das kranke Kind« auf der jährlichen Herbstausstellung in Kristiania brachte Munch sowohl Lob als auch Kritik ein. Damals war er 23 Jahre alt. Insgesamt sollte er noch 5 Weitere Versionen dieses Gemäldes auf die Leinwand bringen, welche im Laufe der Jahre mehr Farbe enthielten bei gleichbleibender Komposition des Gesamtbildes.
Mit seiner ersten Einzelausstellung im Jahre 1889 in Kristiania erwarb sich Edvard Munch die Gunst des norwegischen Staates, der ihm ein dreijähriges Künstlerstipendium gewährte, welches Munch nutzte, um in Paris Schüler bei Léon Bonnat zu sein. Die Experimente der Pariser Kunstszene auf der Suche nach neuen Formen wirkten auf Munch befreiend.
Kurz nach seiner Ankunft in Frankreich hatte Munch jedoch die Nachricht über den Tod seines Vaters erreicht. »Nacht in Saint-Cloud« soll ein Ausdruck über dieses Ereignis seines Lebens sein.
Edvard Munch: The Scream
Munch Museum - Public Domain, 1910
Affæren Munch
Auf Einladung des Berliner Kunstvereins stellte Munch im November des Jahres 1892 im »Architektenhaus« in der Wilhelmstraße 92 zum ersten Mal eine Auswahl seiner Bilder in Deutschland aus.
Es kam zur Affäre Munch.
Nach nur 8 Tagen (05.-12.11.1892) wurde die Ausstellung, auf Betreiben von Anton von Werner, dem Direktor der Königlichen Hochschule der bildenden Künste, geschlossen. Seine Bilder wurden von Teilen des Publikums als »anarchistische Provokation« aufgefasst, es wird allgemein von einem Skandal gesprochen.
In der Kunstchronik, dem Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst erklärte der Kunsthistoriker und Publizist Adolf Rosenberg:
»Was der Norweger in Bezug auf Formlosigkeit, Brutalität der Malerei, Roheit und Gemeinheit der Empfindung geleistet hatte, stellt alle Sünden der französischen und schottischen Impressionisten in den Schatten.«
Der sogenannte »Munch-Skandal« des Jahres 1892 wird in der deutschen Kunstgeschichte als die »Geburtsstunde der Moderne« angesehen. Aus der regen Kontroverse um Munchs Bilder ergibt sich die Gründung der »Berliner Secession«. 1893 zog Munch nach Berlin.
Edvard Munch: The Sun (Part of Edvard Munch’s Aula decorations)
University of Oslo’s Art Collection - Public Domain, 1911
Hier stellte er Gemäldeserien wie »Ein Menschenleben« aus, welche die Werke »Schrei«, »Vampir«, »Der Sturm«, »Madonna« und »Die Stimme« umfasste. Er beginnt mit der Arbeit am »Lebensfries«, gab Lithografien heraus, bevor er 1896 nach Paris umzog, welches er aus seiner Studienzeit schon kannte.
In Paris entstanden die ersten Farblithografien und Holzschnitte. Er stellte im »Salon des Indépendants« aus, bevor Edvard Munch sich zwischen 1902 und 1908 wieder Deutschland zuwandte.
Malaufträge führten ihn mehrfach nach Berlin, Lübeck, Weimar und Chemnitz. Danach nach Thüringen mit Elgersburg, lmenau und Bad Kösen (1905/1906). Warnemünde sollte die letzte Station des selbst gewählten deutschen Exils sei. 1909 kehrte Munch zurück nach Norwegen.
Der Schrei
Noch im Jahre 1912 hatte Edvard Munch als einziger lebender Künstler neben Pablo Picasso einen Ehrensaal in der Sonderbund-Ausstellung in Köln erhalten, doch im Jahre 1937 wiurde Munchs Arbeit von den Nationalsozialisten als »entartete Kunst« diffamiert. So, wie dies auch anderen Künstler*innen zu dieser Zeit geschah. 82 seiner Werke, die sich in deutschen Sammlungen befanden, wurden beschlagnahmt.
Edvard Munch: Self-Portrait with Moustache and Starched Collar
National Gallery of Norway - Public Domain, 1905
Am 23. Januar 1944 starb Edvard Munch auf Ekely, welches er 1916 gekauft hatte. Die Jahre vor seinem Tod lebte er zurückgezogen, war aber weiterhin als Künstler tätig.
Die Biografie Der Sturm wirft einen neuen, eindringlichen Blick auf das Leben und Werk von Edvard Munch - einem der faszinierendsten und zugleich rätselhaftesten Künstler der Moderne. Auf Grundlage bekannter und neuer Quellen erzählt das Buch von einem Leben im Ausnahmezustand: Munchs Schaffen begann 1886 und wurde schnell zum Zentrum eines unsteten, rastlosen Lebens, das ebenso von künstlerischer Hingabe wie von persönlichen Krisen geprägt war.
Munchs frühe Werke standen noch in der Tradition des norwegischen Naturalismus und des Realismus. In Paris lernte er den Pointillismus und Synthetismus kennen. Sein malerisches Temperament und die Freizügigkeit seiner Technik blieben von diesen Stilrichtungen jedoch weitgehend unbeeinflusst.
Munchs Gemälde und Lithografien sind weltweit einige der bekanntesten, die es gibt. Allen voran der »Schrei«, welcher in der modernen Popkultur als Emoji Einzug gefunden hat, aber auch die Inspiration für weit mehr popkulturelle Phänomene bietet, wie zum Beispiel die Maske des Mörders in der Filmreihe »Scream«. Edvard Munchs Gemälde als Inspirationsquelle widmet sich das Buch Der Schrei. Der »Schrei« hat Edvard Munch, wie andere seiner Motive auch, mehrmals auf Leinwand gebracht.
In Munch A-Z wird in 26 kurzen Kapiteln, von A wie Angst über G wie Gespenster, R wie Revolver und bis hin zu Z wie Zoo, auf unterhaltsame Weise bekannte, aber auch überraschende Aspekte seiner Kunst und seines Lebens vorgestellt.
Munch wird als früher Vertreter des Expressionismus klassifiziert. Schon früh brach er mit dem herrschenden Fokus auf den Naturalismus und wandte sich der Malerei als Ausdruck innerer Vorgänge und Empfindungen zu. Auch in seinem Spätwerk blieb Munch seinem Stil treu und ließ sich nicht von der aufkommenden abstrakten Malerei beeinflussen.
Edvard Munch: Horse Team Ploughing
Munch Museum - Public Domain, 1919
veröffentlicht am 14.07.2025 – Uwe Dreysel
Header Image: Edvard Munch, Self-Portrait between his own paintings, Kragerø, CC BY-NC-SA 4.0 Munchmuseet
Quellen:
Edvard Munch: A - Z, Hatje Cantz Verlag
dhm.de/lemo/biografie/edvard-munch
visitnorway.de/aktivitaten/kunst-und-kultur/edvard-munch/
visitoslo.com/de/artikel/uber-edvard-munch/
wikipedia.org/wiki/Edvard_Munch
wikipedia.org/wiki/Fall_Munch
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