Sprache: |
PETER DOWNSBROUGH
Peter Downsbrough (*1940 in New Brunswick, New Jersey) lebt und arbeitet in Brüssel. Seit 1961 wurde sein Werk durch zahlreiche internationale Einzelausstellungen gewürdigt, darunter in jüngerer Zeit im deSingel, international arts campus, Antwerpen (2011), im S.M.A.K., Stedelijk Museum voor actuele Kunst, Gent (2006), an der École des Beaux-Arts, Nîmes (2000).Teilnahme an der documenta 6 in Kassel im Jahr 1977. 1981 ausgezeichnet mit dem Prijs van de kritiek, A.B.C.A.
Am Nullpunkt des Buches
»Schnitte durch den ›Wald von Zeichen‹, um Edgar Allen Poe zu paraphrasieren, von strenger Präzision, die Unwesentlichkeiten kappen.« ⸺ James Welling über die Bücher Peter Downsbroughs
Der US-amerikanische Künstler Peter Downsbrough gehört – neben Robert Barry, Sol LeWitt und Lawrence Weiner in New York sowie John Baldessari, Ed Ruscha und Allan Ruppersberg in Kalifornien – zur ersten Generation konzeptuell arbeitender Künstler, für die das Buch eine wesentliche und beständige Ausdrucksform ist. Downsbrough, dessen Schaffen auch Fotografien, Zeichnungen, Drucke, Skulpturen, Arbeiten im öffentlichen Raum und Filme umfasst, hat seit Ende der 1960er-Jahre insgesamt 100 Bücher und Ausstellungskataloge entwickelt. In einer sehr präzisen Form, mit einem äußerst puristischen visuellen Vokabular kreist der Künstler in seinen Publikationen wie in den von ihm darüber hinaus verwendeten Medien seit nunmehr 45 Jahren um das Thema Raum und Räumlichkeit.Bereits in seinem ersten Buch mit dem Titel Notes on Location das ab 1968 entstand und 1972 veröffentlicht wurde, benennt er die bis heute gültigen Parameter seiner sehr grundsätzlichen buch- und raumbezogenen Untersuchungen: Mit »9 am, 800’ asl [above sea level]« führt er neben der Uhrzeit, zu der er seine Arbeit am Manuskript begann, auch den Ort von dessen Entstehung an: sein Studio in Etna, New Hampshire, 800 Fuß über dem Meeresspiegel, das er – als Architekt – selbst entwarf.
Downbroughs Material besteht vor allem aus Linien und Wörtern – oftmals Konjunktionen und Präpositionen, Verben und Substantive. Die Linien erscheinen in Form der Two Lines – zweier parallel verlaufender, vertikaler Linien mit einer genormten Länge von 2½ Inches (6,3 cm) –, als einfache vertikale und horizontale Setzungen oder auch als Diagonalen. Die Wörter respektive Buchstaben schneidet der Künstler häufig an, kippt oder spiegelt sie, sodass sie zu grafischen Kürzeln werden, die ihre Bedeutung teils verlieren, teils behaupten. »Mit dem Wort nimmt man Teil an einem Dialog, einem Diskurs über dessen genaue Bedeutung. Das Wort ist für mich ein Objekt. Es verfügt sowohl über eine exakte und eine schwer zu fassende Bedeutung. Das Wort ist ein ganzes Universum, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Dabei gibt es allerdings keine obligatorisch festgelegte Bedeutung«, so Peter Downsbrough selbst.
Dieses Grundvokabular von Linien und Wörtern ergänzt Downsbrough im Laufe seiner Arbeit zunehmend, 1974 etwa fügt er erstmals Fotos in sein Buch Two Pipes. Fourteen Locations ein, Bilder seiner Two Pipes – Skulpturen aus parallel geführten, vertikalen Metallrohren – in ihrem (urbanen) Umraum. Kontinuierlich treten weitere künstlerische Mittel hinzu, die er häufig miteinander kombiniert: Pfeile, Texte, Pläne, Landkarten, Collagen, Skizzen, Postkarten oder Filmstills. Es manifestiert sich eine kaum zu überbietende Klarheit des Konzepts und der Gestaltung.
Peter Downsbrough gehört zu den bedeutenden Persönlichkeiten der New Yorker Kunstszene, die in den späten 1960er-Jahren an der Entwicklung der Conceptual Art aus der Minimal Art beteiligt waren. Konsequent gelangte der Künstler bereits ab 1970 zur Infragestellung des traditionellen objekthaften Werkcharakters, die ihn zu radikal vereinfachten Skulpturen und Rauminterventionen und schließlich – ähnlich wie seinen Künstlerkollegen Lawrence Weiner – zu einer rigorosen Auseinandersetzung mit dem Medium Buch führte.
»Man könnte sie den absoluten Nullpunkt des Buches nennen, denn es zeigt sich hier in seiner einfachsten Form«, schrieb der Verleger, Buchsammler und Kurator Guy Schraenen 1993 über die Veröffentlichungen Peter Downsbroughs, die er selbst nicht als Künstlerbücher versteht, sondern schlicht: als Bücher.