JUST LOOMIS

© Cebe Loomis in Paris, 2010
Just Loomis (*1957 Reno, Nevada) lebt in Los Angeles. Studium in Nevada und Pasadena. Ab 1980 Assistent von Helmut Newton. In den 1980er-Jahren Modefotograf in Mailand, Grammy-Nominierung für das Cover des Aha-Albums Hunting High and Low. 1985–1997 Modefotograf in New York für Harper's Bazaar und The New York Times Magazine. Seit 1995 Porträt- und Dokumentarfotografie. Arbeiten für Dreamworks und Warner Brothers Records. Ausstellungen in Santa Monica, New York, Berlin, Paris und Oslo.

Ungeschminkte subtile Schönheit

»Es sind die Menschen, die Just für seine Fotos auswählt, er versteht sie. Es sind Bilder ohne irgendwelche Kunstgriffe. Daher sind sie für mich ein perfektes Beispiel der heutigen Americana.« ⸺ June Newton

Just Loomis begann seine Karriere als Assistent von Helmut Newton, den er kurz nach dem Studienabschluss am Art Center College of Design in Pasadena kennengelernt hatte und mit dem ihn bis zu dessen Tod 2004 eine enge Freundschaft verband. Newtons Witwe June gehört noch heute zu Loomis’ Förderern. Als Modefotograf in Mailand und New York war er fast fünfzehn Jahre lang erfolgreich für Zeitschriften wie Harper’s Bazaar und The New York Times Magazine tätig. 1995 kam schließlich der Umbruch: Er zog mit seiner Familie nach New Mexico und beschloss, sich künftig ganz den Projekten zu widmen, die er persönlich wichtig findet. 

Schon immer hatte er neben Auftragsarbeiten seine eigenen Bilder geschossen. In den 1970er-Jahren entstanden zwischen den Eisenbahnschienen und Kasinos seines Geburtsorts Reno, Nevada, Schwarz-Weiß-Fotografien, die das Leben und die Landschaften im amerikanischen Westen schildern. Ende der 1990er-Jahre sind es vier Jahre lang ausschließlich Kinder, die die Aufmerksamkeit des zweifachen Vaters auf sich ziehen. Schließlich zieht er nach Los Angeles und konzentriert sich auf Porträt- und Dokumentarfotografie, teilweise auch in zurückhaltenden Farbaufnahmen.

Loomis Bilder geben einen ehrlichen Einblick in den amerikanischen Alltag: Er fotografiert Kellnerinnen, Stripperinnen und Fotomodelle, einsame Fremde und verliebte Paare, Alte und Junge, seine Familie und Zufallsbekanntschaften, die Weite der Landschaft und die Enge der Städte. Die Bilder erzählen vom Leben der Menschen, denen er mit Neugier und Zuneigung begegnet. 

Kindheitserinnerungen, etwa an das Motel und Restaurant seiner Eltern, sind ihm eine wichtige Quelle der Inspiration. Fotografie ist für ihn ein Medium, das Erinnerungen bewahrt oder neu interpretiert. Die Beziehung der Menschen zu ihrem Land und umgekehrt ist in vielen Aufnahmen ganz ohne Chauvinismus spürbar. Seine spontanen Straßenszenen lassen gelegentlich an Robert Franks Bildreportage The Americans (1958) denken. 

Loomis reizt die erzählerischen, dokumentarischen und ästhetischen Möglichkeiten seines naturalistischen Genres aus. Die Welt der Hochglanzmagazine hat er längst hinter sich gelassen. Heute blickt er hinter die Kulissen der Modenschauen. Formale Experimente und künstliche Inszenierungen braucht er nicht. Er findet die subtile Schönheit im Ungeschminkten, nicht im Perfekten. 

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Veröffentlicht am: 23.08.2010