JAKOB STRAUB

Jakob Straub
Jakob Straub (*1975 in Berlin) schloss ein Studium des Kommunikationsdesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin 2002 als Bester seines Jahrgangs ab. 2000 Tätigkeit im Designbüro Segura-Inc., Chicago; 2002–2004 im Grafikbüro Orecchio Acerbo, Rom; 2005–2008 in der Lohmüller Werbeagentur, Berlin. Arbeit in den Bereichen Grafikdesign, Fotografie und Schriftgestaltung. Lebt und arbeitet in Berlin und Rom.

Gestaltung und Haltung

»Es reicht nicht mehr aus, etwas nur noch zu zeigen. Die Verpackung ist die Lüge. Alles sieht heute gut aus.« ⸺ Otl Aicher

»Das Buch ist keine nach Gutdünken zu verändernde Ware: das Auge und die Hand bestimmen Maß und Form«, schrieb Kurt Weidemann, einer der prägendsten Gestalter des 20. Jahrhunderts, in seinen Ansichten über Schrift und Typographie. Buchgestaltung in diesem Sinne zeigt ohne Zweifel Jakob Straubs Bildband Schatten der Macht, der 2006 – fein typografiert und gestaltet, fadengeheftet und in Duotone gedruckt – veröffentlicht und sogleich als eines der »Schönsten Schweizer Bücher« ausgezeichnet wurde. Basis hierfür war die Diplomarbeit Straubs, mit der er 2002 als bester Absolvent seines Jahrgangs sein Studium des Kommunikationsdesign abschloss. Auch die Fotografien stammen von Straub selbst. Sie zeigen Berliner Architektur des Nationalsozialismus »in ihrer doppelbödigen Erscheinung: zum einen ihre alltägliche Unauffälligkeit, die nach dem Entfernen der Hakenkreuze und Reichsadler in ihrem eklektizistischen Stilpluralismus kaum eindeutig zuzuordnen ist, zum anderen ihre einstige ideologische Funktion als theatralische Kulisse politischer Macht«.
Der NS-Zeit hatte sich Straub bereits in einem früheren Buchprojekt aus dem Jahr 1999 zugewandt, für das er die italienische Botschaft in Berlin – 1938 bis 1943 von dem Architekten Friedrich Hetzelt unter der Überwachung Albert Speers für das faschistische Italien errichtet – vor ihrer Restaurierung fotografierte. 2007 dann lichtete Jakob Straub Inschriften an öffentlichen Gebäuden der Mussolini-Ära in Rom ab und widmete sich dabei der inhaltlichen Botschaft ebenso wie der Formensprache der Lettern.

Neben Buchgrafik, freien Fotoarbeiten und fotografischen Auftragsarbeiten gestaltet Jakob Straub, angesiedelt zwischen Grafikdesign und Markenführung, das visuelle Erscheinungsbild zahlreicher Unternehmen. Als Typograf entwickelt er Schriften – käuflich zu erwerben über seinen Webshop –, denen man die Leidenschaft und das herausragende typografische Gespür ihres Gestalters ansieht.
An der Schnittstelle zwischen (Foto-)Kunst und Design steht das Projekt Roma Rotunda, dem sich Straub in den Jahren zwischen 2007 und 2011 widmete: Mit einer analogen Mittelformatkamera fotografierte er ausgewählte römische Kuppeln aus allen historischen Epochen, wobei ihn als Gestalter weniger die kunstgeschichtliche Bedeutung der Gebäude als vielmehr ihre formale Ästhetik interessierte. Immer vom gleichen Kamerastandpunkt aus, jedoch mit verschiedenen Belichtungszeiten schoss er Bilder der Rundbauten, um anschließend digital aus den Einzelteilen der Aufnahmen ein neues, »neutral« belichtetes Ganzes zu schaffen. So erzeugt Straub eine Ansicht, die dem zweidimensionalen Entwurf, der grafischen Ausgangsidee des Architekten gleichen könnte, die er einst auf das Reißbrett gezeichnet haben mag. Die »wesentliche und ideale Natur« (Mark Gisbourne) der Kuppeln wird noch verstärkt. Ein Leporello, von Jakob Straub selbst gestaltet, fügt 36 Aufnahmen der Rundbauten, die fast wie »serialisierte Mandalas« wirken, zusammen: Kuppel an Kuppel – 18 Meter.

veröffentlicht am 16.3.2015 von Stefanie Gommel