GORAN DJUROVIC

Goran Djurovic (*1952 in Belgrad, Serbien) lebt und arbeitet in Berlin. 1975 Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. 1993 Stipendiat Stiftung Kulturfonds, Schloss Wiepersdorf. Zahlreiche Ausstellungen seit 1985, darunter 2005 Galerie Caprice Horn, Berlin und 2008 Leonhardi Museum Dresden.

Panoptikum einer gemalten Philosophie

Die meist kleinformatigen Bilder des aus Belgrad stammenden Künstlers Goran Djurovic sind vielfach rätselhaft ironisch gebrochen und skurril zugespitzt. Mit fast psychoanalytischer Beharrlichkeit kreisen sie um Selbsttäuschungen, soziale Missverhältnisse und Charakterdeformationen – und besonders, um das Scheitern des Menschen in seiner Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung.

Zwischen hunderten von Büchern, Zeitschriften und Bildern arbeitet Djurovic sehr zurückgezogen in seinem Atelier in Berlin-Adlershof. Mit seinen wenigen Möbeln und dem Fehlen eines Maltisches erinnert es mehr an eine Studierstube als an ein Maleratelier. »Mich interessiert das Scheitern. Mein Gott ist Dostojewski, seit frühester Jugend. Wenn ich das lese, denke ich manchmal, das habe ich auch schon erfahren, Déjà-vu-Erlebnisse kommen da hoch. Die ganzen siegreichen, sportlichen, schönen, erfolgreichen Menschen, die sich durch die angelsächsische Kultur ziehen, finde ich einfach unästhetisch. Überhaupt das Leben: Wer ist denn schon Sieger?«

Djurovic’ Bilder sind Spiegelbilder der Gesellschaft, in denen Menschen mit ihren Sorgen, Hoffnungen und Träumen gezeigt werden, die sich nach Anerkennung, Freiheit und vor allem Freundschaft sehnen. Seine Arbeiten haben in den letzten Jahren eine poetische Offenheit erreicht, die sich nicht im Narrativen erschöpft, sondern mit eigenwilliger Farbigkeit und gestischer Prägnanz, beunruhigende, heterogene Realitätsebenen erschafft. Konfusionen und Verschachtelungen unvereinbarer Wirklichkeiten werden systematisch im Spiel der Maskierungen herbeigeführt. In vielen Bildern tragen die Protagonisten Masken oder der Betrachter erkennt nur bei genauem Hinsehen die Marionette oder den Automaten – den künstlichen Menschen oder das mechanische Tier – die gefangen sind in einer Rolle ohne eigene Identität. In paradoxen Verkehrungen und dem Verschmelzen ungleicher Realitäten entsteht eine gemalte Philosophie des skurrilen Scheiterns. Geschult an Melancholie und dem sarkastischen Lakonismus venezianischer Kunst wird in jedem seiner Bilder die Frage nach der Authentizität des menschlichen Lebens im Verhältnis zu seiner inneren und äußeren Natur von Neuem gestellt.

veröffentlicht am 28.6.2010 – Caroline Schilling
Veröffentlicht am: 28.06.2010