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INTERVIEW MIT GIANLUCA GALTRUCCO
»Ohne Musik wäre dieses Buch nicht entstanden.« ⸺ Wie keine andere Stadt der Welt lädt Los Angeles zum Spiel mit Illusionen ein. An jeder Ecke stellt man sich die Frage, ob man gerade auf einem Filmset steht oder das Wüstenklima einen Hitzeflash mit Fata Morgana produziert hat. Der in Los Angeles ansässige Italiener Gianluca Galtrucco hat Bilder voller Situationskomik gefunden, die die Grenze zwischen Realität und Inszenierung verwischen. Nadine Barth im Gespräch mit ihm über seinen Bildband For your Consideration.
Wann hast du mit dem Fotografieren angefangen?
Als ich 11 Jahre alt war, im Camp Timanous in Raymond (Maine). Dort nahm ich meine ersten Panorama-Aufnahmen vom Sebago Lake auf. Ich habe mich sofort in das ganze visuelle Erlebnis verliebt.
Ich habe auf artnet gelesen, dass du an der Mailänder Accademia Scientifica studiert hast. Was hast du dort studiert? Und anschließend warst du der Assistent von Antonio di Falco?
Ja, am Liceo Scientifico Gonzaga habe ich für mich festgestellt, dass Fotografie mein »Ding« ist. Dort haben wir beim großartigen Professor Mario Bez gelernt, der mich bei meinem ganzen Tun beflügelte. Während der Klassenfahrten hatte er immer eine Kamera dabei und da bemerkte ich, dass er immer interessante Dinge aufnahm. Was würde ich geben, um seine Bilder eines Tages wiederzusehen. Antonio di Falco war mein Mentor und ein außergewöhnlicher Künstler. Doch leider ist er schon vor langer Zeit verstorben. Ich lerne noch immer jeden Tag.
Wann bist du nach Los Angeles gezogen und warum?
Ich war schon im Teenager-Alter ein großer Fan von LA, eigentlich seit dem Zeitpunkt, als ich mit meiner Familie das erste Mal dorthin gereist bin. Ich wollte immer dort wohnen, vor allem wegen des Lichts. Diese Stadt inspiriert mich jeden Tag; ich bin hierher gezogen, nachdem ich in Mailand meinen Abschluss gemacht habe.
Mit 23 Jahren hab ich dort geheiratet. Und vor Kurzem bin ich amerikanischer Staatsbürger geworden.
Viele deiner Bilder sehen aus wie Filmsets. Inszenierst du die Szenerie oder bist du tatsächlich auf solchen Schauplätzen gewesen?
Einige Sets gab es bereits, einige sind von meinen Lieblingsregisseuren und -fotografen inspiriert. Wieder andere haben mein engster Mitarbeiter Marco Campanini und ich inszeniert. Er spielte von Anfang eine ganz entscheidende Rolle.
Eigentlich bist du in der Modewelt daheim, richtig? Siehst du in deinen Bildern auch einen gewissen »Stil«?
Ich habe meine ersten Schritte in der Modewelt gemacht und habe auch großen Respekt davor, obwohl ich dazu sagen muss, dass es diesem Buch nicht um einen bestimmten Stil geht. Es geht um das Drumherum.
Manchmal sind deine Titel sehr poetisch und lustig. Wie kommst du auf die Titel? Beim Singen unter der Dusche?
(Laut lachend!) Ich pfeife höchstens unter der Dusche. Ich bin ein schrecklicher Sänger. Aber meine besten Ideen kommen mir in der Regel, wenn ich schwimme. Vielleicht weil ich ein Wassermann bin.
Aus technischer Sicht habe ich sieben Monate an den Titel gearbeitet. Denn ich wollte sie als Erzählstruktur dem Buch hinzufügen. Manche sind lustig, manche sind menschlich, manche sind poetisch, manche sind politisch, manche sind der Musik gewidmet. Ohne Musik wäre dieses Buch nicht entstanden.
Bist du auch ein sehr lustiger Mensch und erzählst deinen Freunden manchmal Witze?
Das ist durchaus ausbaufähig. Aber ganz unter uns, in meinem nächsten Leben wäre ich gerne ein Stand-up-Comedian. Der nächste Louis C.K.!