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DAS JAHR DES SURREALISMUS

2025 widmen wir uns in besonderer Weise dem Surrealismus – einer Bewegung, die auch fast 100 Jahre nach ihrer Entstehung noch große Faszination auslöst und Unbekanntes bereithält. Im diesem Jahr erscheinen im Hatje Cantz Verlag drei einzigartige Publikationen, die das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Den Anfang macht der Katalog zur Ausstellung Surrealismus + Antifaschismus im Lenbachhaus München wirft einen Blick auf die politische Dimension des Surrealismus, der sich gegen die faschistische Bedrohung stellte. In der Fondation Beyeler in Basel gibt die Sammlung Surrealistische Meisterwerke der Collection Hersaint einen Einblick in die Höhepunkte surrealistischer Kunst, während die Hamburger Kunsthalle mit Rendezvous der Träume den Dialog zwischen Surrealismus und deutscher Romantik untersucht.
Ursprung und Entstehung des Surrealismus
Der Surrealismus entstand in den 1920er-Jahren als literarische Bewegung, die sich später auch auf die Bildende Kunst ausweitete. Geprägt von Künstlern wie Salvador Dalí, René Magritte und Max Ernst, wollte der Surrealismus die Grenzen des Rationalen und Logischen sprengen. Die Bewegung war stark von den Traumtheorien Sigmund Freuds beeinflusst und strebte an, das Unbewusste, das Irrationale und das Fantastische in den Vordergrund zu stellen. Surrealistische Werke zeichnen sich durch bizarre, traumhafte und oft widersprüchliche Darstellungen aus.
Die Bildsprache des Surrealismus
In der Bildenden Kunst setzte der Surrealismus auf überraschende, sich oft der Logik entziehenden Kombinationen von Objekten und Szenen, die den Betrachter in einen Zustand der Verwirrung oder des Staunens versetzen sollten. Häufig kommen Collagen, Automatismus und andere experimentelle Techniken zum Einsatz, um die Kunst von der bewussten Kontrolle des Künstlers zu befreien. Die Werke reflektieren ein intensives Interesse an psychologischen und phantastischen Aspekten des menschlichen Lebens, etwa durch die Verzerrung von Zeit, Raum und Perspektive.
Der Surrealismus als politische Bewegung
Neben seiner künstlerischen Bedeutung hatte der Surrealismus auch eine starke politische Dimension. Die Bewegung stellte sich kritisch gegen die etablierte Gesellschaft und ihre Konventionen. Besonders nach dem Ersten Weltkrieg fühlten sich die Surrealisten von der rationalen Weltordnung entfremdet und kritisierten die zerstörerischen Auswirkungen von Kapitalismus und Nationalismus. Viele Surrealisten waren von revolutionären Ideen geprägt, und einige, wie André Breton, verbanden den Surrealismus mit sozialistischen und anarchistischen Idealen, wobei sie die Befreiung des Individuums und die Zerstörung autoritärer Strukturen anstrebten.
Surrealismus + Antifaschismus – Städtische Galerie im Lenbachhaus München
Der Katalog zur Ausstellung Surrealismus + Antifaschismus beleuchtet die politische Dimension des Surrealismus, der sich nicht nur als künstlerische Bewegung verstand, sondern auch als eine kraftvolle Reaktion gegen die faschistische Bedrohung. Dieser umfassende Band versammelt zentrale Texte und Manifeste des politischen Surrealismus, darunter Schriften von André Breton, Georges Bataille, Walter Benjamin und anderen prominenten Figuren. Mit rund 600 Abbildungen und Essays von renommierten Autor*innen wie Theodor W. Adorno und Aimé Césaire, beleuchtet die Anthologie, wie der Surrealismus gegen koloniale und faschistische Tendenzen ankämpfte und als emanzipatorische Bewegung bis in die 68er-Bewegung und darüber hinaus wirkte. Eine eindrucksvolle Sammlung von Gedanken und Kunstwerken, die den surrealistischen Kanon neu hinterfragen.
Surrealistische Meisterwerke der Collection Hersaint – Fondation Beyeler
Die Fondation Beyeler präsentiert in Surrealistische Meisterwerke der Collection Hersaint eine Weltpremiere: die erste große Zusammenschau der bedeutenden Sammlung von Claude Hersaint. Mit rund 50 Schlüsselwerken aus der Sammlung Hersaint, darunter Werke von Salvador Dalí, René Magritte und Max Ernst, bietet dieser Katalog einen einzigartigen Einblick in die Entwicklung des Surrealismus. Die Sammlung wurde von Hersaint, einem frühen und leidenschaftlichen Unterstützer des Surrealismus, über Jahre hinweg aufgebaut und umfasst sowohl ikonische Werke der ersten Generation surrealistischer Künstler als auch eine der größten privaten Sammlungen von Max Ernst. Der Katalog feiert diese außergewöhnliche Sammlung und bietet in begleitenden Essays tiefe Einblicke in die Beziehungen zwischen Künstlern und Sammler.
Rendezvous der Träume. Surrealismus und deutsche Romantik – Hamburger Kunsthalle
Der Katalog zur Ausstellung Rendezvous der Träume nimmt die überraschenden Verbindungen zwischen dem Surrealismus und der deutschen Romantik in den Blick. Beide Bewegungen teilen eine Faszination für das Irrationale, Traumhafte und das Unbewusste. In der Ausstellung und dem dazugehörigen Katalog wird gezeigt, wie die Surrealisten, wie Max Ernst und Paul Klee, den Romantikern wie Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge huldigten und sich von deren Bildern des Übernatürlichen und Inneren Sehens inspirieren ließen. Mit einer Vielzahl von Werken aus der Zeit des Widerstands wird aufgezeigt, wie tief die romantischen Ideen das surrealistische Werk prägten. Der Band vereint spannende Essays und rund 300 Abbildungen, die diese epochenübergreifende Verbindung vertiefen und neue Perspektiven auf die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eröffnen.
Credits
Marcel Jean, Armoire surréaliste © Les Arts Décoratifs/Jean Tholance
Joan Miró, Chien aboyant à la lune © Philadelphia Museum of Art: A.E. Gallatin Collection, 1952. Courtesy of the Philadelphia Museum of Art, © Successió Miró / VG Bild-Kunst, Bonn 2024








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