ART BASEL

Als »Olymp des Kunstmarktes« und »Königin unter den Kunstmessen« wird sie bezeichnet – die Art Basel gilt als die weltweit beste und wichtigste Messe für Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart.

Aus nahezu allen Kontinenten reisen alljährlich im Juni die großen Akteure der internationalen Kunstwelt – Künstler*innen, Sammler*innen, Kurator*innen, Museumsdirektor*innen sowie Kunstkritiker*innen, -kenner*innen und -liebhaber*innen – in die Schweizer Stadt am Rhein, um sich Werke von höchster Qualität anzusehen, sich darüber auszutauschen und sie vor allem zu kaufen.

So präsentierten bei der Art 41 Basel 2010 mehr als 300 erstklassige Galerien aus 36 Ländern erlesene Gemälde, Skulpturen, Objekte, Grafiken, Fotografien, Videoarbeiten und Installationen von über 2500 Künstler*innen. Von den Nachwirkungen der Finanzkrise 2008/09, die auch den Kunstmarkt erschüttert hatte, war hier nur wenig zu spüren. Mit über 62 500 Besucher*innen wurde ein neuer Rekord erreicht, und die Händler zeigten sich mit den Umsätzen sehr zufrieden. Der Düsseldorfer Galerist Hans Mayer etwa, der seit den Anfängen der Kunstmesse dabei ist, jubilierte: »Wir sind mit hohen Erwartungen zur Art 41 Basel gekommen, aber unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Ein internationales, kompetentes Publikum ermöglichte einen exzellenten Geschäftsgang.« 

Die Erfolgsgeschichte der Art Basel begann mit einem Treffen der Basler Galeristen Trudi Bruckner, Balz Hilt sowie Hildy und Ernst Beyeler am 10. Juni 1968, bei dem die Idee zu einer Messe für moderne Kunst in Basel geboren wurde. Damit reagierten die Kunsthändler auf die Gründung der ersten Messe für moderne und zeitgenössische Kunst überhaupt, den Kölner Kunstmarkt, der im Herbst 1967 stattgefunden hatte, die spätere Art Cologne. Im Gegensatz zum Kölner Kunstmarkt, dessen Veranstalter zunächst nur deutsche Galerien gezielt einluden, war die Basler Messe von Anfang international ausgerichtet und lange juryfrei zugänglich. Als Zeitraum wählten die Organisatoren sehr geschickt die erste Junihälfte, in der nach den wichtigen internationalen Auktionen für moderne und zeitgenössische Kunst traditionell auch zwei bedeutende Ausstellungen für internationale Gegenwartskunst, die Biennale in Venedig und alle fünf Jahre die documenta in Kassel, eröffnet werden.

Unter den 90 Galerien und 30 Kunstbucheditionen, die vom 11. bis 16. Juni 1970 an der ersten Internationalen Kunstmesse Basel teilnahmen, waren neben renommierten Schweizer, deutschen, französischen und englischen auch wichtige amerikanische Kunsthändler*innen vertreten. Mit 16 300 Besucher*innen und einem Umsatz von rund 5,8 Millionen Schweizer Franken wurde die Messe ein solcher Erfolg, dass die Kölner Veranstalter ernsthafte Konkurrenz befürchteten. Im folgenden Jahr luden sie erstmals selbst ausländische Galerien ein und forderten diese auf, sich entweder für eine Teilnahme am Kölner Kunstmarkt oder an der Art 2 '71 in Basel zu entscheiden. Der Boykottaufruf wirkte und wichtige New Yorker Galeristen blieben der Basler Messe 1971 fern, um in Köln auszustellen.

Doch als ein Jahr später die vom Schweizer Ausstellungsmacher Harald Szeemann kuratierte documenta 5 und die Biennale von Venedig eröffnet wurden, erwies sich der Basler Standort als ein so starker Magnet, dass nun dreizehn statt zwei New Yorker Galerien und Editionen auf der Messe vertreten waren und sich die ausländischen Galerien fortan etablierten. Damit hatte sich die Art Basel einen festen Platz auf dem Kunstmarkt erobert, doch sie blieb zunächst eine Kunstmesse unter vielen.

Das änderte sich, als Lorenzo A. Rudolf 1991 Direktor der Art Basel wurde und der Messe durch ein innovatives Konzept ein neues Gesicht gab, was zum außerordentlichen Erfolg der Art Basel in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren führte. Prägnant beschreibt diese Entwicklung Ilona Genoni, die sich damit in ihrer Dissertation Just What Is It That Makes It so Different, So Appealing? Art Basel: Von der Verkaufsmesse zum Kulturereignis (2009) befasst hat: »In ihrer Anfangszeit war [die Art Basel] eine reine Warenmesse, auf der Kunstwerke gehandelt wurden. Diese Definition der Messe erweiterte […] Rudolf […]: Er organisierte Veranstaltungen, die nicht direkt mit dem Verkauf von Kunst zu tun hatten. Rudolf führte auch Selektionskriterien ein – nur wenige Galerien waren bis dahin abgewiesen worden. Dieses Konzept – Qualität respektive Exklusivität und Event – baute Sam Keller, zwischen 2000 und 2007 Direktor der Art, gezielt aus. Mit zahlreichen, nicht kommerziellen Crossover-Veranstaltungen und kuratierten Formaten erweiterte er die klassische Tradeshow und machte sie zur komplexen kulturellen Großveranstaltung.« (Ilona Genoni in der Basler Zeitung, 9.6.2009).

Rudolf konnte 1994 die Schweizer UBS Bank als Hauptsponsor für die Art Basel gewinnen und so seine ambitionierten Projekte finanzieren. Seit 1996 gibt es im Rahmen der Art Basel die Art Statements, geförderte Einzelkojen, die junge Künstler*innen präsentieren, an die seit 1999 außerdem zwei Förderpreise der Bâloise Versicherungsgruppe vergeben werden. 2000 fand unter dem Titel Art Unlimited die erste Plattform für Videoprojektionen, Großskulpturen und -installationen sowie Performances statt, die seither fester Bestandteil des Messeprogramms ist. Weitere Ausstellungsformate, Präsentationen von Kunstbuch-Editionen, Filme, Podiumsdiskussionen, Künstlergespräche, ortsbezogene Kunstprojekte in der Basler Innenstadt und Rundgänge durch die Basler Museen, die anlässlich der Messe große Sonderausstellungen zeigen, ergänzen das Messeprogramm, dessen strategische Ausrichtung von den derzeit amtierenden Co-Direktoren der Art Basel, Marc Spiegler und Annette Schönholzer, fortgeführt wird.

Getreu Rudolfs Motto: »Die Globalisierung macht auch vor dem Kunstmarkt nicht halt. […] Die Art muss Hand in Hand mit dem Kunstmarkt gehen«, lancierte die Art Basel 2002 eine Tochtermesse in den USA, die Art Basel Miami Beach, die sich als wichtiger Kunstmarkttermin Anfang Dezember schnell und erfolgreich auch für lateinamerikanische Sammler etablierte. Neuester Coup der MCH Messe Schweiz, der Betreiberin der Art Basel und der Art Basel Miami Beach, ist die Übernahme von 60 Prozent der Asian Art Fairs in Hong Kong zum 1. Juli 2011, die wiederum die Hong Kong International Art Fair veranstalten. Die Messe in Hong Kong wird 2012 noch einmal unter ihrem alten Namen stattfinden, um fortan alljährlich Anfang Februar unter dem Label Art Basel zum dritten Forum der Schweizer Kunstmesse zu werden. Man darf gespannt sein, ob der asiatische Ableger in Hong Kong, das laut Financial Times Deutschland zum drittwichtigsten Kunstmarkt der Welt avanciert ist, die Erwartungen der Schweizer Messemacher erfüllt.

veröffentlicht am 1.6.2011 – Anja Breloh
Veröffentlicht am: 09.02.2010