GUSTAV KLIMT

Gustav Klimt (*14.7.1862 Baumgarten, † 6.2.1918 Wien) besuchte von 1876 bis 1883 die Kunstgewerbeschule in Wien und pflegte von 1880 bis 1892 eine Ateliergemeinschaft mit dem Bruder Ernst sowie Franz Matsch. 1897 Mitbegründer und Präsident der Wiener Secession bis zu seinem Austritt 1905. Zahlreiche Preise und Ehrungen, zentrale, aber umstrittene Gestalt des Wiener Kunst- und Gesellschaftslebens. Impulsgeber für die Wiener Moderne mit Einfluss vor allem auf Oskar Kokoschka und Egon Schiele.

Zwischen Dekadenz und Avantgarde

»Von mir gibt es kein Selbstporträt. Ich interessiere mich nicht für die eigene Person als ›Gegenstand eines Bildes‹, eher für andere Menschen, vor allem weibliche, noch mehr jedoch für andere Erscheinungen (...). Wer über mich – als Künstler, der allein beachtenswert ist – etwas wissen will, der soll meine Bilder aufmerksam betrachten und daraus zu erkennen suchen, was ich bin und was ich will.« ⸺ Gustav Klimt

Schon während des Studiums an der Kunstgewerbeschule in Wien erhielten Gustav Klimt und sein Kommilitone Franz Matsch erste künstlerische Anerkennung für ihre Decken- und Theaterdekorationen. Daran knüpften sie an, als sie sich von 1883 bis 1892 mit Klimts Bruder Ernst zu einer »Künstlercompagnie« zusammenschlossen und unter anderem Aufträge für Wand- und Deckenmalereien im Karlsbader Kurhaus und Stadttheater, im Kunsthistorischen Museum und im Burgtheater Wien erhielten.

1894 wurden Klimt und Matsch beauftragt, Deckengemälde mit Allegorien zu den akademischen Fakultäten für die Aula der Wiener Universität zu gestalten. Klimts Entwürfe der Philosophie, Medizin und Jurisprudenz lösten eine jahrelange öffentliche Debatte aus, in der es um die Stellung der universitären Wissenschaft in der Gesellschaft sowie den Sinn und Zweck staatlicher Kunstförderung und die dadurch mögliche Einflussnahme auf die künstlerische Freiheit ging. Klimt kaufte schließlich 1905 seine Bilder zurück und weigerte sich fortan, Aufträge der öffentlichen Hand anzunehmen.

Klimt zählte 1897 zu den Gründern der Wiener Secession, deren Präsident er bis zu seinem Austritt 1905 war. Anlässlich der Ausstellung zur großen Beethovenskulptur von Max Klinger im Wiener Sezessionsgebäude 1902 entstand mit dem so genannten Beethovenfries eines von Klimts Hauptwerken. Ab 1905 entwarf der Künstler eine Serie von Wandbildern für das Palais des Industriellen Stoclet in Brüssel.

Bereits als Student hatte sich Klimt mit Porträts, vornehmlich von Frauen beschäftigt. Er schuf mythische Heldinnen und elegante Bildnisse von Damen aus der feinen Wiener Gesellschaft. Charakteristisch sind seine immer stärkere Stilisierung der Bildmotive und die dekorativ-symbolistischen Ornamente. In seinen Bildern treten die oft naturalistisch und sehr plastisch gestalteten Körper und Köpfe in Kontrast zu kleinteiligen, flächig und mosaikhaften Partien. Zwischen 1905 und 1909 entstanden die Hauptwerke seines typischen goldenen Stils wie beispielsweise das berühmt gewordenen Bildnis der Adele Bloch-Bauer (Adele Bloch-Bauer I, 1907).

Sein umfangreiches zeichnerisches Werk befasst sich ebenfalls fast ausschließlich mit dem weiblichen Körper und dem Bild der Frau. Neben wenigen Studien zu Gemälden handelt es sich überwiegend um autonome Porträts und Aktzeichnungen mit erotischen Motiven.

Erst spät widmete sich Klimt auch der Landschaftsmalerei. Er bevorzugte auch hier das Quadratformat. Lebewesen kommen nur selten vor, Architekturmotive treten immer wieder in Dialog mit der Natur. Die Landschaften sind erst in der Spätzeit geografisch einzuordnen, zum Beispiel dann, wenn der Maler die Dörfer und Häuser der Orte rund um den Attersee im Salzkammergut festhält, wie er sie aus seinen Sommerstunden dort kannte.

Schon zu Lebzeiten war Klimt einer der umstrittensten, aber auch angesehensten Künstler. Im Spannungsfeld zwischen Dekadenz und Avantgarde hielt er der Gesellschaft einen verklärenden Spiegel vor und setzte sich zugleich als Mitglied der Secession für den Durchbruch der Moderne ein. In den Kunst- und Kulturwissenschaften wird er als Hauptmeister des Wiener Jugendstils geschätzt. Sein dekorativ-preziöser Malstil ist bis heute weltweit populär und seine Werke spielen auf dem Kunstmarkt Spitzenpreise ein.

veröffentlicht am 7.9.2011 – Monika Wolz
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Veröffentlicht am: 07.09.2011