INTERVIEW MIT JOCHEN RAIß ÜBER EISBÄREN

»Meist taucht der Eisbär am Strand auf« Der Hamburger Jochen Raiß sammelt historische Amateurbilder und stößt immer wieder auf ein seltsames Motiv: Menschen, die mit falschen Eisbären posieren. Ein Interview geführt von Wiebke Bolle.

Wieso haben sich die Leute damals ausgerechnet mit Eisbären fotografieren lassen?

So richtig geklärt ist das nicht. Es war wahrscheinlich die Idee von Fotografen, Anfang der Zwanzigerjahre. An deutschen Seebädern, vor allem der Ostsee, tauchten die Eisbären häufig auf. Die Amateurfotografie war damals noch nicht so verbreitet, nur wenige Menschen hatten einen eigenen Fotoapparat. Ich vermute, man wollte eine Erinnerung an die Urlaubszeit haben oder sie an Freunde verschicken. Viele Bilder haben Postkartengröße. Und die Fotografen verdienten vermutlich gut daran, ihre Assistenten in solche Kostüme zu stecken und die Bilder dann an Touristen zu verkaufen. Nur beliebt war der Job sicher nicht. Wer möchte schön bei 30 Grad im Eisbärenkostüm rumlaufen?

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Was fasziniert Sie an dem Eisbär-Motiv?

Man muss doch schmunzeln. Oft wirken die Bilder mit den Eisbären wie ein Familienporträt, dadurch werden sie noch skurriler. Ich habe schon immer nach dem Ungewöhnlichem gesucht, alles was mit Menschen zu tun hat und unüblich ist, weckt meine Sammelleidenschaft. Zu den Bildern habe ich mir seit jeher Geschichten ausgedacht. Ich kenne die Menschen auf den Fotos nicht, ich weiß nichts über ihr Leben – so sind meiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wenn ich neue Motive entdecke, geht bei mir sofort das Kopfkino los. Jedes Mal ein kleines Erlebnis.

Ein Interview von Wiebke Bolle. Das komplette Interview können Sie im SZ Magazin nachlesen.

veröffentlicht am 7.10.2019