INTERVIEW MIT DANIEL SANNWALD

Daniel Sannwald, der als Grenzgänger zwischen Hyperrealismus und Science-Fiction bekannt ist, entführt den Betrachter mit seinen fantastischen Bildern an magische, halluzinatorische und traumgleiche Orte. Im Interview mit Felicity Carter spricht er über seine künstlerischen Anfänge.

Der Künstler wuchs in München auf und absolvierte seine künstlerische Ausbildung an der Akademie von Antwerpen. Von dort aus zog es ihn nach Bangkok und Yogyakarta, später ließ er sich schließlich in London nieder. Seine Kunststudien, Kulturbezüge und die Anhäufung von Kulturen an diesen verschiedenen geografischen Orten haben seine Arbeiten beeinflusst.

Er wechselt von einem Medium zum nächsten, von analog und digital über traditionelle Filmkameras und iPhones bis hin zu Collage und Malerei. Das Ergebnis? Hyper-dynamische, oftmals auf Hochglanz getrimmte Bilder mit einem farbenprächtigen Ober- und einem dunklen Unterton. In der Folge erschlossen sich führende Kreative wie M.I.A., John Legend, Rihanna, Dazed and Confused sowie Vogue seine Ästhetik.

Spektrum, das Sannwalds Stellung als einer der maßgeblichen Modefotografen in der zeitgenössischen Landschaft bestätigt, ist ganz zweifellos eine Künstlerpublikation. Auf 128 Seiten finden sich nicht nur Sannwalds größte Erfolge der vergangenen Jahre, das Buch ist auch ein Beleg für die Neugier des Künstlers gegenüber sämtlichen übernatürlichen und weltentrückten Phänomenen.

Wie gestalteten sich Ihre Anfänge im Business?

Ich verließ Deutschland in meinen frühen Zwanzigern und nach einigen Asienreisen zog ich nach Antwerpen, um an der Königlichen Akademie der Schönen Künste zu studieren. Dort absolvierte ich meine Vorlesungen im Bereich Bildende Künste / Fotografie. Die Akademie ist vor allem für ihre Modeabteilung bekannt, ich war also schon von meinem ersten Jahr an sehr von dem inspiriert, was die Studierenden in der Modeabteilung schufen und die meisten meiner Freunde waren Modestudenten. Neben der Uni habe ich bereits begonnen, Modefotografien anzufertigen, nicht nur von den Arbeiten der Studenten, sondern auch von der Mode der etablierten Antwerpener Designer. Zu Beginn meines zweiten Jahres habe ich meine Arbeiten an i-D und Dazed and Confused geschickt. Beide haben sich bei mir gemeldet und mir einige Seiten in ihren Zeitschriften angeboten. Nicola Formichetti (zu jener Zeit Fashion Director) und Emma Reeves (damals Photo Editor) haben mich sehr unterstützt und mir auch weiterhin Möglichkeiten geboten, für das Magazin zu arbeiten, zusammen mit Katie Shillingford und Robbie Spencer. Das war vor ungefähr 13 Jahren!

Würden Sie sagen, dass Sie eher Fotograf oder Künstler sind?

Meine Ausbildung war streng künstlerisch angelegt und meine Arbeiten an der Uni unterschieden sich sehr von denen, die ich heute mache. Heute betrachte ich mich selbst als angewandten Künstler. Ich finde die Brücke zwischen Werbung und Kunst sehr interessant. Ich halte auch Künstler wie Chris Cunningham, dem es gelingt, diese Brücke in Werbungen für Gucci zu schlagen, für sehr aufregend. Mein soziales Netzwerk besteht eher aus Künstlern, als aus Mitgliedern der Modebranche. Mein Herz ist immer noch tief in der Kunst verwurzelt, auch wenn ich mich heute als angewandten Künstler sehe.

Wie würden Sie Ihre Ästhetik beschreiben?

Meine Reise als Modefotograf hat mich durch verschiedene Phasen geführt. Ich komme aus der analogen, hauptsächlich schwarz-weißen Fotografie, die sehr vom Film noir inspiriert ist, und dich ich damals mit digitalen Effekten und Verzerrungen manipuliert habe. Ein Journalist nannte das einmal „Tech-Noir“, das war vor der Zeit von Social Media, also ist von dieser Zeit nicht mehr allzu viel zu finden. Heute beschäftige ich mich vor allem mit dem Hyper-Realen und mit digitaler Kunst. Ich suche stets nach neuen Methoden, um Bilder einzufangen und ich setze viele verschiedene Medien dafür ein, so wie Kameras von aufklappbaren Handys, HD-Kameras und 3D-Scanner.

Welches Medium hat es Ihnen am meisten angetan?

Im Augenblick habe ich immer mehr Spaß mit der Arbeit an und der Erkundung von Videos. Ich habe angefangen bei Musikvideos Regie zu führen – etwas, das ich als große Herausforderung empfinde und als aufregenden neuen Schritt in meiner Karriere. Es gefällt mir, dass ich es hier mit Ton, Zeit und Bewegungen zu tun habe. Ich finde es wirklich aufregend, einem Lied die Optik zu verleihen.

Sie haben einige Jahre in Antwerpen verbracht, wie schlägt sich das optisch in Ihren Arbeiten nieder?

Antwerpen ist eine ganz besondere Stadt für mich, da ich das Gefühl habe, dass es die Stadt ist, die mir gezeigt hat, was ich tun möchte und auch die Stadt, die mich als Kreativen ausgebildet hat. Ich habe immer noch den Eindruck, dass viel von meiner Arbeit und meiner Kreativität von meiner Zeit in Antwerpen kommt. Ich lebe jetzt seit 8 Jahren in London, einer großartigen kreativen Stadt, die den nächsten Schritt für mich und meine Karriere darstellte.

Das komplette Interview ist in Forbes nachzulesen. Wir danken Frau Alexandra Titze-Grabec für die Übersetzung des Interviews.

veröffentlicht am 19.2.2018

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